Kurzgeschichte schreiben – ein Leitfaden für angehende Autorinnen und Autoren

Ob als Einstieg in die Welt der Literatur, als kreative Fingerübung oder als Königsdisziplin der Kurzprosa – das Schreiben einer Kurzgeschichte bietet Ihnen als Autorin oder Autor die Möglichkeit, mit einem relativ kurzen Text eine intensive Wirkung zu erzielen. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Schritt für Schritt eine spannende und aussagekräftige Kurzgeschichte verfassen. Dabei werfen wir zunächst einen Blick auf die zentralen Merkmale dieser Textform und steigen dann tief in den Schreibprozess ein: von der ersten Idee über den Aufbau bis hin zum Überarbeiten. Der Artikel richtet sich an alle Schreibinteressierten mit dem Wunsch, Erzählkunst auf den Punkt zu bringen.


Merkmale einer Kurzgeschichte

Kurzgeschichten sind, wie der Name schon sagt, kurze literarische Erzählungen – in der Regel zwischen 1 und 10 Seiten bzw. mit etwa 500 bis maximal 10.000 Wörtern. Über Ihre Kürze hinaus zeichnen sich Kurzgeschichten durch folgende Aspekte aus:

  • Konzentration auf ein zentrales Ereignis: Die Handlung einer Kurzgeschichte ist meist auf ein prägnantes, oft alltägliches oder existenzielles Ereignis fokussiert.
  • Reduktion auf das Wesentliche: Es gibt selten Nebenhandlungen oder ausufernde Beschreibungen. Jeder Satz dient der Aussage der Kurzgeschichte.
  • Ein zentraler Handlungsstrang: Die Handlung folgt einem klaren Verlauf, meist mit einem Wendepunkt oder einer überraschenden Wendung.
  • Begrenzter (Zeit-)Raum: Die Erzählzeit einer Kurzgeschichte ist oft kurz (ein Tag, ein Moment), der Schauplatz überschaubar.
  • Offene Struktur: Viele Kurzgeschichten enden offen oder mit einer Pointe, die Anregungen zum Interpretieren und Nachdenken bietet.
  • Eine Hauptfigur: Meist steht eine Hauptperson im Zentrum, deren Innenleben oder Entwicklung im Fokus steht.

1. Die zündende Idee – Was wollen Sie erzählen?

Bevor Sie mit dem Schreiben Ihrer Kurzgeschichte beginnen können, brauchen Sie eine grundlegende Idee, worum es darin gehen soll, bzw. was Sie damit aussagen möchten. Dazu anregen können ein Bild, ein Gefühl, ein Gesprächsfetzen oder ein Gedanke. Sie sollten das Bedürfnis verspüren, etwas zu erzählen, das eine Aussage transportiert oder ein bestimmtes Thema beleuchtet.

Welcher Hauptkonflikt soll im Zentrum der Kurzgeschichte stehen? Welches Ereignis bringt Ihre Hauptperson aus dem Gleichgewicht oder verändert ihren Blick auf die Welt? Kurzgeschichten profitieren oft von einem starken inneren oder äußeren Konflikt, der sich in einem verdichteten Moment zuspitzt, z. B.:

  • eine moralische Entscheidung
  • ein plötzliches Missverständnis
  • ein Abschied, ein Wiedersehen, ein Verlust
  • ein Zufall mit Konsequenzen

2. Die Hauptfigur entwickeln – Wer steht im Mittelpunkt?

Eine gute Kurzgeschichte lebt von einer glaubwürdigen und lebendigen Hauptfigur. Leserinnen und Leser brauchen jemanden, mit dem sie mitfühlen können. Daher sollten Sie sich Gedanken über die zentralen Merkmale der Hauptfigur machen und diese – trotz der Kürze der Geschichte – den Leserinnen und Lesern nahebringen:

  • Was denkt oder fühlt Ihre Hauptperson?
  • Wovor hat sie Angst? Was treibt sie an?
  • Wie verändert sie sich im Lauf des erzählten Geschehens?

Für eine lange Vorgeschichte der Hauptfigur bietet die Kurzgeschichte keinen Raum. Oft reicht daher ein charakteristisches Verhalten oder ein wiederkehrender Gedanke, um Ihrer ihr Tiefe zu verleihen. Gerade in der Kurzprosa ist Gespür gefragt – für das Wesentliche, für Nuancen, für den richtigen Moment der Charakterisierung.

In einer Kurzgeschichte muss die Hauptperson nicht zwangsläufig eine tiefgreifende Veränderung durchmachen. Gerade dass sie sich nicht ändert, kann besonders aussagekräftig sein. Entscheidend ist, dass die Figur glaubwürdig erzählt wird, dass ihr Verhalten mit dem Hauptkonflikt korrespondiert und dass Leserinnen und Leser ein Gespür für ihre innere Lage bekommen – ganz gleich, ob sie sich am Ende verändert oder nicht.

3. Die Struktur planen – Handlung mit Wendepunkt

Auch wenn Kurzgeschichten kompakt sind, folgen sie meist einem klaren Aufbau:

  1. Einstieg: Direkt ins Geschehen, keine lange Vorgeschichte.
  2. Steigerung: Die Situation spitzt sich zu.
  3. Wendepunkt: Es geschieht etwas Unerwartetes – eine Erkenntnis, ein Schock, eine Reaktion.
  4. Schluss: Oft offen, aber bedeutungsvoll.

Der Wendepunkt ist das Herzstück Ihrer Kurzgeschichte. Er bringt den Leser oder die Leserin zum Innehalten – und Ihre Hauptperson zu einer Veränderung. Manchmal ist dieser Wendepunkt eine Handlung, manchmal eine Einsicht oder ein kurzer Dialog mit weitreichenden Folgen.

 

 

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4. Den Erzählstil finden – Stimme und Perspektive

Der Erzählstil in einer Kurzgeschichte bezeichnet die Art und Weise, wie sie erzählt wird – also den sprachlichen Ton, die Wortwahl, den Satzbau und die Erzählhaltung. Er ist eng mit der Erzählperspektive (z. B. Ich-Erzählerin oder personale Erzählform) und der gewählten Erzählzeit (z. B. Präsens oder Präteritum) verknüpft. In der Kurzprosa ist der Stil meist eher auf das Wesentliche reduziert, da auf engem Raum eine starke Wirkung erzielt werden soll.

Der Erzählstil kann sachlich-nüchtern, poetisch-bildhaft, ironisch oder emotional gefärbt sein – je nachdem, welche Aussage transportiert werden soll. Er sollte zur Hauptfigur, zum Handlungsstrang und zum zentralen Ereignis passen und mit der vermittelten Atmosphäre übereinstimmen, ohne zu viel zu erklären. Ein stimmiger Erzählstil verleiht der Geschichte Charakter und trägt wesentlich dazu bei, wie Leserinnen und Leser das Geschehen erleben.

5. Die Kurzgeschichte schreiben – Jetzt geht’s los!

Nun ist es an der Zeit, loszulegen! Schreiben Sie Ihre erste Fassung am besten zügig durch, ohne sich in Details zu verlieren. Lassen Sie sich vom Schreibprozess tragen. Vertrauen Sie darauf, dass Sie beim Überarbeiten noch genug Gelegenheit haben, an Ihrer Kurzgeschichte sprachlich zu feilen. Behalten Sie trotzdem Folgendes im Hinterkopf:

  • Ihre Aussage: Was soll am Ende hängen bleiben?
  • Ihre Hauptfigur: Bleibt sie durchgehend glaubwürdig?
  • Ihren Handlungsstrang: Gibt es eine klare Entwicklung?
  • Die Wendung der Kurzgeschichte: Hat sie genug Wirkung?

6. Das Überarbeiten – Die wahre Kunst des Schreibens

Kaum eine Kurzgeschichte entsteht perfekt im ersten Durchlauf. Überarbeiten bedeutet, den Text (mehrmals) mit einem frischen Blick zu betrachten – und mit kritischer Distanz. Fragen Sie sich:

  • Ist meine Aussage klar erkennbar?
  • Funktioniert die Wendung oder ist sie vorhersehbar?
  • Ist die Erzählzeit durchgehend konsistent?
  • Ist der Handlungsstrang logisch und spannend?
  • Passt jede Szene zum Thema oder lenkt sie ab?

Gerade weil Kurzgeschichten so komprimiert sind, zählt jedes Wort. Lesen Sie laut, kürzen Sie Überflüssiges, schleifen Sie Formulierungen. Ein gutes Gespür für Rhythmus und Sprachfluss entwickelt sich mit der Zeit – und durch das wiederholte Überarbeiten Ihrer Texte.

7. Feedback einholen und vergleichen

Wer ernsthaft Kurzgeschichten schreiben möchte, profitiert enorm vom Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren. Holen Sie sich Feedback – in Schreibgruppen, Kursen oder Online-Foren. Auch das Lesen anderer Kurzgeschichten, von klassisch bis modern, hilft enorm, ein Gespür für Aspekte des Schreibens wie Ton, Struktur und Wirkung zu entwickeln.

Fazit: Die Kurzgeschichte als Schule des Schreibens

Eine Kurzgeschichte ist mehr als eine kleine Erzählung – sie ist eine literarische Königsdisziplin, weil sie weniger Platz dafür bietet, das Wesentliche auf den Punkt zu bringen als z. B. ein Roman. Mit einer starken Hauptperson, einem fokussierten Ereignis, einem klaren Handlungsstrang und einer wirkungsvollen Wendung kann ein kurzer Text seine Leserinnen und Leser begeistern und lange nachwirken.

Wenn Sie beim Verfassen Ihrer Kurzgeschichten nicht weiterkommen (oder es nicht schaffen, damit loszulegen), mit den Ergebnissen unzufrieden sind oder sich lieber vor dem Schreiben ein umfassendes Schreib-Handwerkszeug aneignen wollen, ist der „Intensivkurs Geschichten schreiben“ der Schule des Schreibens genau das Richtige für Sie. Dort lernen Sie mit abwechslungsreichen Schreibübungen und Aufgaben, Ihre Textentwürfe kontinuierlich weiterzuentwickeln. Außerdem werden alle wichtigen Aspekte des Schreibens wie die Figuren, Erzählperspektiven, Dialoge, Dramaturgie u. v. m. behandelt. Nehmen Sie die professionelle Unterstützung und die Anregungen der Schule des Schreibens in Anspruch und begeistern Sie Ihre Leserinnen und Leser mit Ihren Kurzgeschichten. Viel Spaß beim Schreiben!


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