Waldbaden (Shinrin Yoku) – So geht's!

Mit allen Sinnen und größtmöglicher Achtsamkeit nimmt man den Wald und seine Facetten – Pflanzen, Bäume, Tiere, Wasser, den Boden – wahr und entflieht dabei dem stressreichen Alltag einer immer künstlicher werdenden Welt. Genießen Sie das Einatmen der frischen Waldluft, schlendern Sie durch die faszinierende Welt des Waldes und spüren Sie dessen Heilkraft.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie man auf verschiedenen Wegen das Heilpotenzial des Waldes nutzt und wie sich dieses positiv auf das Befinden und die Gesundheit auswirkt. Des Weiteren schauen wir zurück zu den japanischen Wurzeln des Waldbadens und zeigen Ihnen, wie Sie zum Experten des Waldes werden, damit Sie Ihr Wissen an Ihre Mitmenschen weitergeben und glückliche Waldbesucher aus ihnen machen können.

Das macht man beim Waldbaden

Beim Waldbaden erfasst man im Gegensatz zu einem kurzen Waldspaziergang den Wald mit all seinen Sinnen: Man hört, riecht, sieht, fühlt und schmeckt den Wald. Wie Sie das Shinrin Yoku aber genau gestalten, ist ganz Ihnen überlassen. Hauptsache Sie lassen sich genug Zeit, um den Wald gänzlich wahrnehmen und den Stress des Alltags hinter sich lassen zu können. Konzentrieren Sie sich zum Beispiel auf das Rauschen des Windes in den Bäumen und atmen Sie den Duft der Bäume und Sträucher ein. Beobachten Sie Vögel oder Insekten und fühlen Sie sanft die Blätter, Stämme und Wurzeln der Pflanzen, aber seien Sie achtsam mit ihnen. Für manche Menschen mag der Gedanke zunächst etwas befremdlich sein, aber auch das Umarmen der Bäume erfreut das Gemüt. Je mehr nackte Haut dabei die Rinde berührt, desto besser. Barfuß auf moosbewachsenem Boden zu laufen, ist eine Wohltat für die Füße. Probieren Sie die Vitamin-C-reichen Blätter des Giersch oder die des Gundermanns, um auch mit dem Geschmackssinn in den Wald einzutauchen.      

Positive Effekte durch Waldbaden

Das Waldbaden hat einerseits eine deutliche beruhigende Wirkung auf den Geist und senkt durch die gezielte Lenkung der Wahrnehmung auf die Umgebung Stress, Unruhe und belastende Gedanken. Die Waldatmosphäre aktiviert den Parasympathikus, den Nerv der Ruhe und der Regeneration. Darüber hinaus hat der Wald aber auch eine direkte Wirkung auf den menschlichen Körper: Die Waldbäume dünsten ätherische Öle aus, die Terpene beinhalten. Diese Terpene sind eigentlich Botenstoffe für die Tierwelt, wirken sich aber beim Einatmen auch positiv auf das menschliche Nervensystem aus. Sie stärken das Immunsystem, senken den Stresslevel, verbessern die Verdauung, die Serotoninproduktion und die Dopaminausschüttung. Darüber hinaus haben die Terpene des Waldes eine antikarzinogene Wirkung – sie verzögern oder verhindern die Entstehung von Krebszellen. Wer einen Tag im Wald verbringt, steigert zudem für eine Zeit lang die Anzahl der Killerzellen im Körper. Killerzellen sind die Zellen, die im menschlichen Körper für die Zerstörung erkrankter Körperzellen zuständig sind. Sowohl geistig als auch körperlich ist der Wald also eine wirkungsvolle Energietankstelle – erfreuen Sie sich an den Facetten des Waldes und laden Sie Ihre Akkus auf.          

Waldbaden in Japan lange etabliert 

Waldmedizin ist in Japan schon seit Jahrzehnten eine anerkannte Wissenschaft, die dem Shinrin Yoku eine spürbare Verbesserung psychischer und physischer Beschwerden attestiert. Dort empfehlen auch nicht selten Ärzte eine Waldtherapie, um psychische oder Herz-Kreislauf-Beschwerden ohne konventionelle Mittel, die oft unangenehme Nebenwirkungen haben, zu kurieren. Die Japaner glauben, dass alle natürlichen Dinge eine Seele haben, und Bäume, die viele hundert Jahre alt sind, sind ihnen heilig. Waldmedizin bzw. Waldtherapie haben in Japan also auch eine starke spirituelle Komponente.      

Waldbademeister werden: Fürs Waldbaden in die Ausbildung

Da es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, die Heilkraft des Waldes zu nutzen, wünschen sich viele am Waldbaden interessierte Menschen Kurse, die sie darin einführen. Wenn Sie sich für das Waldbaden begeistern und selbst Gruppen im Wald bei Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen anleiten möchten, können Sie mit dem entsprechenden Kurs der sgd – Kursleiter/-in Waldbaden – Achtsamkeitsübungen in der Natur– zum Waldbademeister werden. In diesem Kurs lernen Sie die Grundlagen der Naturkunde und zahlreiche Übungen, mit denen Sie bedürfnisgerechte Waldbaden-Veranstaltungen für Gruppen zusammenstellen können. Der Lehrgang beschränkt sich aber nicht nur auf das Waldbaden, auch andere Orte in der Natur, wie Wiesen, Parkanlagen, Bäche oder Seen werden als Veranstaltungsorte behandelt. Informationen zu rechtlichen Bestimmungen bei Veranstaltungen in der Natur und eine Einführung in das selbstständige Arbeiten als Kurslehrer sind ebenfalls Teil des Kurses. Da die Nachfrage nach Entspannungskursen in der Natur steigt, kann sich eine berufliche Tätigkeit in diesem Bereich lohnen. Insbesondere, wenn man selbst vom Wald und der Natur begeistert ist. 

Häufig gestellte Fragen zum Waldbaden

In den folgenden Abschnitten beantworten wir nochmal die wichtigsten Fragen zum Thema Waldbaden (Shinrin Yoku):

Wo kann man Waldbaden machen?

Die meisten Wälder eignen sich für das Waldbaden. Sie sollten allerdings ein Stück von der Stadt und den Straßen entfernt sein, damit Sie Ihre Alltagswelt völlig ausblenden und ganz in die Natur eintauchen können. Natürlich sollten Sie auch darauf achten, nicht unerlaubt Privatgelände zu betreten. 

Was braucht man zum Waldbaden?

Bequeme Kleidung, Zeit und alle menschlichen Sinne. Ebenso sollten Sie zum Waldbaden einen Ort aufsuchen, der vom Lärm der Straßen ausreichend weit entfernt ist. Für viele Menschen, die am Waldbaden interessiert sind, aber nicht genau wissen, welche Übungen sie dabei machen sollen, kann auch die Teilnahme an einer von einem Naturexperten geführten Veranstaltung sinnvoll sein.

Für wen ist Waldbaden sinnvoll?

Waldbaden ist vor allem für alle Menschen sinnvoll, die einen stressreichen Alltag haben und davon so richtig abschalten möchten. Aber auch für Kinder und Jugendliche lohnt es sich, früh die Vorteile der Natur kennen- und lieben zu lernen. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychischen Belastungen profitieren ebenfalls enorm von der heilenden Wirkung des Waldes.     

Braucht man eine spezielle Ausrüstung zum Waldbaden?

Eine spezielle Ausrüstung braucht man für das Waldbaden nicht. Oft wünschen sich waldinteressierte Menschen aber eine Anleitung zu den verschiedenen Achtsamkeits- und Entspannungsübungen, die man im Wald durchführen kann. Wenn Sie einen Lehrgang bei der sgd zum Kursleiter fürs Waldbaden machen, können Sie derjenige sein, der andere im Waldbaden anleiten und sie der Natur näherbringen kann.